Eine Filmkritik zur Science-Fiction-Parabel The Zero Theorem von Terry Gilliam mit Christoph Waltz.
Was ist der Sinn des Lebens? | Film auf Amazon Prime gesehen
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© Concorde Filmverleih
Während manche den Sinn des Lebens darin sehen, bedürftigen Menschen zu helfen, finden andere ihr Glück darin, statt „Flüchtlingen“ das Wort „Geflüchtete“ zu verwenden. So subjektiv wie eine Filmkritik ist letztlich auch der individuelle Sinn des Lebens. Oder doch nicht? Während man zu Lebenszeiten gerne nach mehr Geld, mehr Macht und mehr Freiheit strebt, bereut man in seinen letzten Atemzügen gerne, eines vergessen zu haben: mehr Liebe.
Der, der reich an weltlichen Besitztümern, mag das größere Grab auf dem Friedhof haben. Der, der reich an Liebe, hat sein Grab in den Herzen der Menschen. Umso trauriger für jeden, dass dieser Wert erst so spät im Leben entdeckt wird. So als wollte sich ein etwaiger Schöpfer über uns lustig machen: am Schluss soll der Mensch erkennen, dass er sein Leben falsch gelebt hat. Achja, es gibt keinen weiteren Himmel. Du hast deinen soeben vergeudet.
Darum geht es
In diese Thematik stochert auch The Zero Theorem. Ein Mann in der Zukunft lebt sein Leben für die Arbeit und einen Anruf, von dem er sich die Offenbarung des Sinn des Lebens erhofft. Als er die Liebe für sich entdeckt, ist er zunächst so verblendet von dieser Hoffnung, dass er den Wert der Zweisamkeit nicht erkennt. Der Rat der Zeit ist, das Rad der Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Der beste Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt, aber er wäre nicht Mensch, wenn er nicht tausend Ausreden zum Nichthandeln hätte.
Kritik

© Concorde Filmverleih
Mit dem Sinn des Lebens als Bogen der Geschichte lädt sich The Zero Theorem einen gewaltigen, philosophischen Rucksack auf, mit dem er so umgeht, dass er sich bis zum Ende auf den Rücken legt und gar nicht erst versucht, das Gewicht zu stemmen. Stattdessen sehen wir eine Parabel auf die heutige Zeit, in der sich ein umgangsscheuer Mann mehr mit den Einsen und Nullen in seinem Computer beschäftigt, als die Eine innerhalb der ganzen Nullen im richtigen Leben zu finden. Dies wird mit Ideen wie einer sprechenden Pizzaschachtel, einer Webcam-Psychiaterin, Virtual-Reality-Sex und seiner Arbeit in Form eines Videospiels zu erreichen versucht. Gemacht für Fans von Dystopien in der Zukunft, jedoch fehlt die Originalität, die ein solcher Filmkenner bereits zur Genüge gesehen haben dürfte.
Erst gegen Ende erwacht der Film mitsamt seinem Protagonisten aus einem 80-minütigen Winterschlaf und wir erleben eine kurze, aber höchst interpretatorische Unterhaltung über das Wohl und Wehe der sinnsuchenden Menschheit. Zu spät, um alles Vorige rückgängig zu machen. Und somit muss The Zero Theorem damit leben, dass er keine Empfehlung für die Nachwelt bekommt.
Fazit

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Die ersten Minuten war ich noch leicht fasziniert von der traurigen und doch bunten Darstellung der Welt mitsamt der Frage, worauf der Plot von The Zero Theorem hinauslaufen mag. Doch schon bald musste ich erkennen, dass es weniger um eine Geschichte geht, als um möglichst abgefahrene Darstellungen von Ideen, die aber gar nicht so neu sind, wie sie gerne wären. Letztlich wirkt der Film wie eine Art unnötiges Remake von Brazil (1985), der ebenfalls von Regisseur Terry Gilliam gedreht wurde. Eine Weiterentwicklung sehe ich leider keine. Wer noch nicht so viele Science-Fiction-Filme gesehen hat und seinen Spaß mehr aus grotesken Einfällen zieht als aus einer ausgeklügelten Story und sympathischen Charakteren, der kann gut und gerne einen Blick riskieren. Falls der Funke in den ersten 10 Minuten nicht überspringt, gefallen euch vielleicht die heutigen
Alternativen: Brazil, Demolition Man (mehr Action & Satire) und Idiocrazy (mehr Komödie)
Opi schaut auf uns herab – wie schon zu Lebzeiten
Bewertung auf Filmportalen (Stand: 11.12.2016)
Sieben auf einen Streich über The Zero Theorem
Die Filmguckerin (aus vielen sehr guten Filmen zusammengerührt) | Die Nacht der lebenden Texte (kreatives Chaos aus Banalitäten) | Film-Besprechungen (für Kunstkino-Fans abseits des Mainstreams) | Filmkompass (opulentes, expressives und kunterbuntes Kino zum Nachdenken) | Film und Buch (Filmkunst abseits des Mainstreams) | Kriminalakte (erschreckend schwach) | Wessels-Filmkritik (insgesamt sehenswert)
Der steht schon seit einiger Zeit auf meiner Watchlist… Bei zwei solch großen Namen hätte ich eigentlich mehr erwartet – schade.
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Das war vielleicht mein Problem. Von der Beschreibung und den Namen hatte ich auch mehr erwartet. Von dem her kannst du jetzt davon profitieren, dass ich deine gedämpft habe und ihn vielleicht etwas mehr genießen. Aber im Vergleich zu den früheren Gilliams kommt er leider nicht so gut weg. Finde es auch schade, denn ich mag genau solche Sci-Fi-Filme sonst ganz gerne.
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Gilliam hat vermutlich aber auch sehr viel von seiner kreativen Energie verloren. Kein Wunder bei dem, was er in früheren Jahren so ausgespuckt hat.
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The man who got killed by Don Quixote.
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Ja, davon hatte ich gehört…
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Nachdem „The Man Who Killed Don Quixote“ 2018 endlich erscheinen soll, kann er sich vielleicht von diesem Traum lösen und wieder kreativ an die Arbeit gehen.
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Soll, hätte, könnte… Bevor es keinen Trailer gibt, glaube ich nichts ^^
Aber ich würde es ihm natürlich gönnen. Wenn so lange an diesem Projekt dran bleibt, dann muss ihm daran wirklich was liegen
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Ich glaube mit „unnötiges Remake von Brazil“ hast Du auch meine Meinung zu dem Film vollständig umschrieben. Er hat den einen oder anderen Moment, der wirklich gut und annähernd großartig ist aber im Ganzen funktioniert er nicht wirklich. Habe ein paar Monate nach dem Ansehen schon ernste Schwierigkeiten mich an ihn zu erinnern.
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Filme, die Monate nachhallen, sind auch recht selten geworden.
Ein paar typische Gilliam-Momente sind enthalten, da gebe ich dir völlig Recht. Schade, hatte mir da im Vorfeld mehr erhofft von The Zero Theorem.
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