Filmkritik zur romantischen Komödie mit Meta-Ebene Isn’t It Romantic (2019)
Gesehen auf Netflix | Erhältlich seit dem 28.02.2019
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Parodie und Meta-Ebene sind zwei zu viel

©Netflix
Der Inhalt von Isn’t It Romantic lässt sich in einem Satz beschreiben:
Rebel Wilson (Pitch Perfect) spielt eine Frau, die romantische Komödien hasst, durch einen Unfall aber in genau eine solche Welt geworfen wird. In eine Welt, in der im Hintergrund Pop-Musik läuft, alle wahnsinnig attraktiv aussehen und jeder Mann auf sie steht. Dieser Aufbau wird dazu genutzt, um eine Meta-Ebene zur romantischen Komödie aufzuziehen. Leider scheitert Isn’t It Romantic an dieser Baustelle, denn am Ende ist es wie bei so vielen romantischen Komödien, die das Konzept in Frage stellen (z.B. Freunde mit gewissen Vorzügen): der Film funktioniert trotzdem nach dem bewährten Muster. Sie lernt einen hübschen Kerl kennen und erkennt fast zu spät, dass eigentlich ihr bester Freund der Mann fürs Leben ist. Happy-End. Alle singen. Trallala. Und genau deswegen mag ich Isn’t It Romantic noch weniger als richtige romantische Komödien.
Er gibt vor, etwas anderes zu sein und einen Meta-Kommentar zu stricken, aber im Grunde wird der Zuschauer mit der Nadel an der Nase herumgeführt. Nur, weil man am Anfang alle Klischees aufzählt, die in romantischen Komödien (wie häufig werde ich den Begriff heute noch schreiben?) zelebriert werden, wird es nicht dadurch lustig oder gar subversiv, wenn man es den Vorbildern gleichtut.
Beispiel gefällig: in romantischen Komödien gibt es immer den überschwulen besten Freund. Ja, stimmt, denkt man sich. Kommt vor allen Dingen in Teenie-Varianten gerne vor. Kaum zwanzig Minuten später, wenn sie in der Rom-Com-Welt aufwacht, hat sie genau diesen schwulen Freund. Aber abgesehen davon, dass er so übertrieben klischee-schwul ist, bietet er nur einen Lacher. Und da geht es um einen großen Penis. Ach, liebe Drehbuchschreiber. So wird das nichts.

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Einzig eine Szene ca. 20 Minuten vor Schluss hat mich kurz aufhorchen lassen. Das macht die Stunde davor mit platten Gags, einer nett anzuschauenden Gesangseinlage und abartig vielen abgespulten Klischees nicht wieder wett, aber für einen kurzen Moment war ich positiv überrascht. Den Film werde ich deswegen zwar nicht empfehlen, aber im nachfolgenden Spoiler-Teil werde ich darauf eingehen.
Spoiler-Territorium
die von Rebel Wilson gespielte Figur denkt, dass sie wieder in die richtige Welt zurückkehren kann, wenn sie ihrem besten Freund gesteht, dass sie ihn liebt, und die beiden zusammenkommen. Also spurtet sie (in Zeitlupe) auf die Hochzeit, um diese in letzter Sekunde zu verhindern. Dort angekommen beginnt sie mit ihrem Dialog, was sie alles gerlernt hat und…
…dann die große Überraschung. Sie setzt an zum Satz „I love…“, denkt kurz nach und sagt dann „Me. I love me.“ Sie hat erkannt, dass sie sich zunächst selbst akzeptieren muss. Und genau das hat sie in diesem Moment getan.
Wow, dachte ich. Das ist wirklich etwas Neues, das man auch kleinen Mädels zeigen kann. Sich selbst zu lieben, ohne dass man dadurch der Liebe eines Mannes bedarf, ist in meinen Augen eine traurigerweise viel zu selten gesehene Moral und ein wirklicher Meta-Moment gewesen.
Aber Pustekuchen. Kurz danach ist sie wieder in der richtigen Welt, kommt mit ihrem besten Freund zusammen und es folgt eine Musical-Nummer zum Schluss. Tja. Aber zumindest für einen kurzen, wenn auch zu kurzen Moment war ich überrascht und angetan zugleich. Letztlich nur ein kurzes Wehen im sich wild drehenden Wind, bevor das Segel wieder Richtung sicherer Hafen romantische Komödie eingeschlagen wurde.
Next!
Auch wenn deine Begeisterung eher gedämpft rüberkommt, klingt die Grundidee gar nicht verkehrt. Werde ich mal auf meine Watchlist setzen
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Die Grundidee ist es auch… aber leider halt (fast) nur die.
Lass es mich gerne wissen, wenn du dir ihn dann angeschaut hast. Immerhin geht er nicht so lange ^^
Sehe das wie bei Schwer Verliebt mit Jack Black: gute Idee, aber ungenügend umgesetzt
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Guter Wille zählt ja letztlich auch immer ne Menge 😏
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Hab den Film inzwischen auch gesehen, hier sind wir uns schonmal eher einig als bei High Flying Bird. Fand den Film nicht grottig und werde ihn wohl meiner besten Freundin empfehlen (wegen Rebel Wilson), aber ich empfand die Metaebene als reinen Selbstzweck. Hab auch ne Kritik verfasst, die kommt aber wahrscheinlich erst Samstag, da ich für die nächsten Tage andere Artikel geplant habe.
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Werde dir dann auf deinen Artikel antworten.
„ich empfand die Metaebene als reinen Selbstzweck.“
unterschreibe ich allerdings schonmal
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Mit der Nadel an der Nase rumführen? Wieder was gelernt. 😀
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